Kvarnhult
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BIRKHUHN (Tetrao tetrix)

Wie zuvor beim Auerhuhn erwähnt, gehört das Birkhuhn, ebenfalls ein Standvogel, zur Unterfamilie der Raufußhühner.
Mit einer Länge von bis zu 60 cm (Brust/Schwanzende) und einem Gewicht von bis zu 1,8 kg hat der Hahn die Größe eines mittleren Haushuhnes. Die Birkhenne ist etwas kleiner.
Der imponierend schöne Birkhahn ist blauschwarz gefärbt, seine Schwingen neigen mehr in einen Braunton, sie tragen ein weißes Band, welches vom weißen Untergefieder herrührt. An den Flügelkanten, dem Bug, trägte der Hahn einen weißen Spiegel. Weitere weiße Flecken kommen vor. Charakteristisch für den auch "Spielhahn" genannten Birkhahn ist sein recht langer, am Ende zu zwei Sicheln geformter Stoß (Schwanz), welcher weißes Untergefieder trägt. Bei der Balz stellt der Hahn den Stoß zum Kopfe hin geneigt, wodurch dessen Untergefieder als weißer Fächer, Spiel genannt, erscheint und dem Tier eine unglaubliche Grazie verleiht. Um die Augen trägt der Hahn eine sehr ausgeprägte Rose aus intensiv rot gefärbter Haut, welche sich im oberen Bogen stärker zeigt. Die Ständer sind befiedert.
Der Flug des Hahnes ist wegen des langen Stoßes schwerfälliger als jener der Henne.
Die Birkhenne ist etwas kleiner und von mittelbrauner Grundfarbe mit dunkelbrauner bis grauer-dunkelgrauer Sprenkelung. Die Brustfarbe ist etwas ebenmäßiger.

Birkhennen

Ein Vergleich

Im Gegensatz zum Auerhuhn zieht das Birkhuhn offenes, ruhiges Gelände vor: Licht mit Birken, Kiefern und Wacholderbüschen bestandene Heiden sowie Moore. Wo diese Voraussetzungen großflächig gegeben sind, ist das Birkhuhn anzutreffen, ob in Skandinavien oder in Mitteleuropa.

Die Birkhahnbalz währt in der Regel von März bis Anfang Mai, in hochnordischen Regionen, wie hier bei mir, endet sie im Juni. Seit Jahren kenne ich einen Hahn, der bis in den August hinein Balzlaute von sich gibt. Es ist eines der schönsten Naturschauspiele, balzende Birkhähne zu beobachten. Die "Balzarenen" sind althergebracht, und sie werden von Generation zu Generation angenommen. Sehr häufig sind Balzplätze auf gefrorenen Seen angelegt, so auch auf dem Lillträsket, meinem Haussee. Es finden sich teilweise bis zu 25 Hähne zusammen, die in einem uralten Ritual ihre teils blutig endenden Kämpfe austragen.

Spielende Birkhähne am 16. Mai

Balzender Birkhahn, aufgenommen am 14. Juni, 4 Uhr, auf Kvarnhult

Aus einem großen Kreis kommend bewegen sich die Hähne mit gesenkter Brust, flach nach oben zeigendem Kopf und gefächertem Stoß in einem Imponiergehabe und dem Balzlaut "grrr.rürürürü.grrrgrrr.rürürürü.grrrgrrr.rürü.grrr." aufeinander zu, um aufeinander einhackend und dann Brust an Brust mit dem fauchenden "Schlußlaut" "chschrüit.chschrüit" bis gut einen Meter aneinander hoch zu springen. Der Balzruf zusammenhängend: "grrr.rürürürü.grrrgrrr.rürürürü.grrrgrrr.rürü.grr.chschrüit.chschrüit". Danach beginnt das Ritual von neuem. Dem aus dem Kampf als Sieger hervorgehenden Hahn kommt sodann das Recht zu, die in einiger Entfernung lauernden Hennen zu treten.
In niedrigem Buschwerk des übersichtlichen Geländes gut getarnt schaffen die Hennen ihre Brutnester, legen darin über einige Tage 8 bis 10 Eier ab, bebrüten diese alleine, und führen anschließend auch die nach im Durchschnitt 26 Tagen schlüpfenden Küken.
Während sich erwachsene Birkhühner nahezu ausschließlich pflanzlich ernähren (Beeren, Knospen, Sämereien, Pflanzensprösslinge), und nur gelegentlich Insekten und deren Stadien sowie Schnecken und Würmer aufnehmen, sind Küken während der ersten Lebenswochen ausschließlich auf tierische Nahrung ,wie Insekten und deren Eier und Puppen, Würmer sowie Schnecken angewiesen. Bereits im Alter von ca. drei Wochen sind die Küken flugfähig.
Ähnlich den Auerhühnern leben geschlechtsreife Birkhühner während der Vegetationszeit, mit Ausnahme der Balzzeit, in der Regel einzeln; im Winter jedoch scharen sie sich zusammen, um in größeren Trupps insbesondere Birken zu befliegen, deren Knospen ihnen als Hauptnahrung dient. Auch graben sie sich durch den Schnee, um an noch vorhandene Beeren zu gelangen.
Sowohl Auer- wie Birkwild entwickelten eine Strategie, um die klirrend kalten Nächte des hohen Nordens schadlos durchzustehen: sie graben sich tief in den Schnee ein. Nach der Schneeschmelze sind solche Übernachtungsplätze an den verbliebenen Losungen auszumachen.

 

Der Birkwildbestand in meiner Region ist sehr stark; einen Abschußplan gibt es nicht.

 

Bei Gemischtvorkommen von Auerwild und Birkwild kommt es gelegentlich zu Kreuzungen zwischen Birkhahn und Auerhenne. Das Ergebnis ist das Rackelhuhn. Rackelhähne sollen eingeschränkt fortpflanzungsfähig sein, Hennen aus solchen Verbindungen seien steril.

Bei der Aufnahme dieser Fotos vernahm ist erstmals die wunderschönen Balzlaute zweier Birkhennen (zweite Reihe oben, drittes Foto), gewissermaßen einen Dialog:
Ein sanftes GagaGa^ag....GagaGa^ag....GagaGa^ag.... Bei dem gedehnten Ga^ag erhebt das Huhn in der Mitte des Lautes die Stimme ungewöhnlich melodisch.

Mit der Wildkamere auf dem Lillträsket, meinem Haussee, aufgenommene Balzhähne sehen Sie bei: "Kurztripp nach Kvarnhult im April 2013".

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© Bernd Klotz