Im Vordergrund ein Mast der von 1943 bis in die Achtzigerjahren des
20. Jh. betriebenen Seilbahn, welche die Grube Kristineberg mit dem
96 km entfernten Anreicherungswerk in Boliden verband. Die Betonmasten entlang der einstigen Seinbahnstrecke zwischen Kristineberg und Boliden verunstalten bis heute als Ruinen die Natur, und genau
so werden in 20-25 Jahren die stillgelegten Windkraftwerke vor sich hin verrotten, denn den Begriff "Bewahrung" bezieht man in Schweden nur auf Relikte der Industrie und deren Produkte, vor allem in
der Landschaft, nicht indessen auf die Umwelt. Und "Rückbau" oder "Renaturierung" ist hier ohnehin ein Fremdwort.
Seit zwei Jahren wird die trostlose Ecke auch noch durch einen Wind-
kraftpark verunstaltet. Doch auch in Nordschweden, mit seinem durch-
schnittlichen Stromverbrauch von gut 25000 KW je Haushalt und Jahr
wird man bald erkennen, dass durch diese Art der Stromerzeugung, so
die Landschaft weiter verspargelt werden sollte, die Stromrechungen unbezahlbar werden!
Das heutige Grubendorf Kristineberg (Kommune Lycksele) geht auf eine Gründung der Eheleute Karl und Kristina Hultdin zurück.
Das Paar erhielt am 24. Juli 1887, am Tage der Heiligen Kristina, die Genehmigung zum Bau ihres Hauses auf dem Berg Viterliden. Also lag es nahe, der späteren Siedlung den Namen Kristineberg zu
geben.
Schon Karl Hultdin vermutete ein Erzvorkommen im Berg Viterliden. Anfang des 20. Jh. wies sein Sohn ein reiches Vorkommen an Kupfer, Zink, Blei und Schwefel, mit geringen Gold- und Silberanteilen,
nach.
Um 1940 begann die eigentliche Föderung des hochwertigen Erzes, welche bis heute
betrieben wird. Die Anreicherung (Verarbeitung) des Erzes erfolgt im Werk Boliden (Kommune Skellefteå).
Der einstige Weiler entwickelte sich zu einem Dorfe, während dessen "Glanzzeiten" dort
bis zu 1100 Menschen lebten. Durch Rationalisierungsmaßnahmen in den achtziger Jahren des 20. Jh. wurden sehr viele Arbeitsplätze abgebaut, wodurch die Einwohnerzahl von
Kristineberg stark abnahm und heute bei knapp über 400 Einwohnern liegt.
Die Grube Kristineberg birgt ein Mysterium: Am 29. November
1946 wurde kurz nach
Mitternacht im Abbruchstollen Nr. 6 auf 107 Metern unter Tage eine Sprengung durchgeführt. Als sich gegen 5 Uhr morgens der Staub gelegt hatte, betrat Albert Jönsson den Stollen. Im Scheinwerferlicht
sah der Grubenarbeiter im Hintergrund eine drei Meter hohe, weiß bis silber glänzende Gestalt, in welcher ein "segnender Christus" erkannt wurde. Diese Erscheinung wurde fotografiert. Nach einigen
Monaten verdunkelte sich die Gestalt zur Unkenntlichkeit. In einem katholisch geprägten Lande hätte sich diese Stätte mit Sicherheit zu einem Wallfahrtsort entwickelt, nicht so in dem lutherischen
Schweden: Wenige Meter von dem Erscheinungsort entfernt, auf 90 Meter Tiefe, wurde eine Kirche eingerichtet, welche nach der Schutzpatronin der Bergleute den Namen St. Anna trägt. An der Altarwand
der 200 Menschen Platz bietenden Kirche wurde die Christuserscheinung rekonstruiert.
Die Kirche wird sehr gerne als Hochzeitskirche genutzt.
Neben der Kirche befindet sich eine Besuchsgrube, welcher
ein Bergbaumuseum
angeschlossen ist.